
Radiojodtherapie
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Gutartige Erkrankungen der Schilddrüse (Überfunktion, Struma)
Ziel der Radiojodtherapie ist in diesem Fall die Beseitigung einer Überfunktion der Schilddrüse. Diese kann durch einen einzelnen Knoten, die gesamte Schilddrüse oder eine Autoimmunerkrankung verursacht werden. Darüber hinaus wird die Therapie zur Verkleinerung der Schilddrüse (Strumareduktion) eingesetzt.
Vorbereitung & Terminvereinbarung
Zur Vorbereitung ist die Durchführung eines Radiojodtestes notwendig. Dieser kann an all unseren drei Ambulanz-Standorten erfolgen. Nachdem hier die erforderliche Menge des radioaktiven Iods bestimmt wurde, steht einer Behandlung nichts mehr im Wege. Sie erhalten einen Termin für die stationäre Aufnahme im Rahmen des Abschlussgesprächs des Radiojodtestes. Als Faustregel gilt: Zwischen Test und Therapie sollte möglichst wenig Zeit liegen. Meist wird die Behandlung in der Folgewoche des Radiojodtests angestrebt. Abhängig von den freien Bettenkapazitäten oder Ihrem Terminplan ist eine Aufschiebung der Therapie um bis zu 4 Wochen vertretbar.
Am Aufnahmetag
An Ihrem Aufnahmetermin finden Sie sich bitte zwischen 8:00 und 9:00 Uhr auf der Station 60 ein (Campus Virchow-Klinikum, Südring 5, 2. Etage). Für die Aufnahmeformalitäten benötigen wir Ihre Chipkarte und einen Krankenhauseinweisungsschein. Diesen erhalten Sie von Ihrem Hausarzt oder behandelnden Schilddrüsenarzt. Anschließend folgt das Aufnahmegespräch mit dem Stationsarzt bzw. der Stationsärztin. Hier wird noch einmal Blut abgenommen, um einige Werte zu kontrollieren. Danach bringt Sie das Pflegepersonal auf Ihr Zimmer.
Ansonsten können Sie mitbringen, was Sie möchten. Bitte beachten Sie jedoch, dass die Radioaktivität über Speichel, Schweiß, Urin und Stuhl ausgeschieden wird. Daher besteht das Risiko, Ihre Kleidung oder Gegenstände, mit denen Sie in Kontakt kommen, zu kontaminieren. Wir empfehlen, nur alte Kleidung bzw. Unterwäsche mitzubringen. Wir stellen Ihnen gerne Handtücher, ein Patientenhemd und einen Bademantel zur Verfügung. Technische Geräte wie Mobiltelefone, Tablets und Laptops funktionieren uneingeschränkt auf unserer Station. Aber auch hier besteht das geringe Risiko einer Verschmutzung mit Radioaktivität. Durch das Tragen von Einweghandschuhen, die Sie von uns erhalten können, gibt es meist allerdings keine Probleme.
Am Entlassungstag werden alle Gegenstände, mit denen Sie Kontakt hatten, von unserem Pflegepersonal „freigemessen“. Das bedeutet, wir überprüfen, ob davon messbare Radioaktivität ausgeht. Ist dies der Fall, verbleiben die betroffenen Gegenstände bei uns und können einige Wochen später von Ihnen abgeholt werden. Alle Sachen ohne messbare Radioaktivität können und müssen von Ihnen wieder mit nach Hause genommen werden.
Vergleichbar zum Radiojodtest müssen Sie auch für die Therapie nüchtern sein. Dafür genügen 2-3 Stunden. In der Regel essen Sie am Aufnahmetag noch, wie gewohnt, zu Mittag. Danach sollten Sie nichts mehr essen oder trinken. Die Kapsel mit dem radioaktiven Jod erhalten Sie vom ärztlichen Personal zwischen 14:00 und 15:00 Uhr. Diese Kapsel selbst ist etwa so groß wie ein tic tac® und wird über den Mund geschluckt. Nach der Einnahme der Kapsel müssen Sie noch eine weitere Stunde nüchtern bleiben.
Aufenthalt
Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen müssen Sie mindestens 48 Stunden nach Kapseleinnahme in stationärer Betreuung bleiben. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt ca. 3-4 Tage.
Wie lange Ihr stationärer Aufenthalt tatsächlich dauert, ist individuell verschieden. Eine Schätzung kann anhand des Ergebnisses des Radiojodtestes vorgenommen werden. Aber bitte beachten Sie: Es ist nur eine Schätzung. Abweichungen lassen sich nicht vermeiden. Planen Sie deshalb besser mehr Zeit als zu wenig für Ihre Behandlung bei uns ein.
Vielleicht haben Sie aus Ihrem Bekanntenkreis gehört, dass nuklearmedizinische Behandlungen in einem fensterlosen „Bunker“ durchgeführt wird. Dies mag sich auf die baulichen Einrichtungen in einigen älteren Krankenhäusern beziehen. Für unsere Station ist es jedoch nicht zutreffend. Sie liegt im 2. Stock und besitzt Einzelzimmer mit Waschbecken und WC. Alle Zimmer haben große Fenster, die geöffnet werden können. In allen Zimmern ist Telefon und Fernseher vorhanden.
Die Station ist rund um die Uhr mit Pflegepersonal besetzt. Das Essen bekommen Sie nicht durch eine Klappe gereicht, wie manchmal fälschlicherweise behauptet, sondern wird von der Schwester ganz normal serviert. Werktäglich wird in Ihrem Zimmer durch unser ärztliches Personal eine Visite durchgeführt. Sie unterscheidet sich praktisch nicht von der auf einer ganz normalen Station.
Anders ist dagegen, dass Sie keinen Besuch empfangen oder das Zimmer unaufgefordert verlassen dürfen. Sie mögen nun fragen, warum die Therapie auf einer geschlossenen Station durchgeführt wird. Auch hier liegt der Grund in der strengen deutschen Strahlenschutzgesetzgebung. Der Gesetzgeber möchte sichergehen, dass auch geringe Mengen Radioaktivität nicht unkontrolliert in das Abwasser gelangen.
Am Entlassungstag
Der Entlassungszeitpunkt entscheidet sich anhand von täglichen Messungen. Hier wird die Menge an radioaktiver Strahlung, die von Ihnen ausgeht, bestimmt. Sie dürfen erst nach Unterschreiten eines gesetzlich festgelegten Grenzwertes entlassen werden. Wie oben erläutert, werden Ihre mitgebrachten Sachen vor der Entlassung noch von unserem Pflegepersonal freigemessen. Danach können Sie die Heimreise antreten.
Trotz Ihrer Entlassung wird weiterhin eine kleine Menge an Radioaktivität von Ihnen ausgehen. Diese ist für Erwachsene nicht gefährlich. Nur von kleinen Kindern und Schwangeren sollten Sie noch ca. eine Woche Abstand halten. Unser ärztliches Personal berät Sie über die Einzelheiten gerne.
Nachsorge
Wir empfehlen, dass Sie sich ca. 2-3 Wochen nach der Entlassung das erste Mal bei Ihrem Hausarzt oder behandelnden Schilddrüsenarzt vorstellen. Hier genügt eine Blutentnahme zur Überprüfung der Schilddrüsenwerte. Damit soll gewährleistet werden, dass Sie Ihre Schilddrüsenmedikamente weiterhin in der richtigen Dosierung einnehmen bzw. ob diese überhaupt nötig sind.
Die Radiojodtherapie wirkt über einen langen Zeitraum von mehreren Monaten. Zu einer Abschlusskontrolle raten wir deshalb erst in etwa 6 Monaten. Diese sollten neben einer Kontrolle der Blutwerte einen Ultraschall der Schilddrüse sowie eine Schilddrüsenszintigraphie umfassen. Bei Bedarf können die genannten Untersuchungen gerne in unserer nuklearmedizinischen Ambulanz durchgeführt werden.
Nebenwirkungen
Allgemein wird die Radiojodtherapie sehr gut vertragen und ist äußerst nebenwirkungsarm. Insgesamt kommt es zu einer nur geringen Strahlenbelastung des Körpers. Diese ist so gering, dass lediglich in wenigen Fällen unspezifische Nebenwirkungen wie Übelkeit auftreten.
Ebenfalls hat man kein erhöhtes Risiko von Spätschäden beobachtet. Jüngere Patientinnen können, nachdem die Wirkung der Therapie abgeklungen ist, normal Kinder bekommen. Dabei liegt keine besondere Gefährdung oder gar ein erhöhtes Missbildungsrisiko vor.