
Nuklearmedizin an der Charité - ein kurzer Rückblick
Sie befinden sich hier:
1956 - 1974: Der Anfang bis zur ersten Gammakamera
1956 wurden das erste Isotopenlabor und eine Radionuklidtherapiestation in der damaligen Geschwulstklinik der Charité durch Dr. med. Ernst Wilhelm Dörffel eröffnet.
Im Isotopenlabor der Geschwulstklinik startete 1956 als erstes diagnostisches Verfahren die Schilddrüsendiagnostik mittels Einzelsondentechnik als Radiojodtest. Parallel dazu wurden auf der Radionuklidtherapiestation die ersten nuklearmedizinischen Therapien mit 131I, 32P und 198Au durchgeführt. Neben der Schilddrüsendiagnostik und -therapie lag der Schwerpunkt der Radionuklidanwendung in der Tumordiagnostik und -therapie.
1958 wurde das zweite Isotopenlabor in der Charité an der damaligen II. Medizinischen Klinik durch Dr. med. Jobst Kiesling aufgebaut. Schwerpunkt dieses Isotopenlabors war die reine Funktionsdiagnostik. 1963 wurden dort die Nierendiagnostik mittels Isotopennephrographie mit 131I-Hippuran, 1965 die Blutvolumenbestimmung und die Herz-Kreislaufdiagnostik in Form der Herz-Minuten-Volumen-Bestimmung eingeführt. 1972 folgte die nichtinvasive Messung der Ejektionsfraktion (EF) und des Enddiastolischen Ventrikelvolumens (EDV) des linken Herzens.
1973 wurde die In-vitro-Diagnostik der Schilddrüse eingeführt und 1975 durch die Errichtung einer eigenen Radiochemie unter der Leitung eines Chemikers ausgebaut und weiterentwickelt.
1974 erhielt die Charité die erste Gammakamera: Picker 3 C 12 mit Krupp-Kandi 1100-Computersystem.
1974: Einrichtung eines unabhängigen Lehrstuhls
1974 wurden an der Charité ein eigenständiger Lehrstuhl und die unabhängige Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin geschaffen. Der Lehrstuhl an der Charité war der erste Lehrstuhl für Nuklearmedizin an einer Universität in der damaligen DDR und auch einer der ersten deutschlandweit. Erster Lehrstuhlinhaber wurde Professor Dr. med. Hans-Jacob Correns.
Die Achtziger Jahre
Schwerpunkt der Klinik wurde in den 80er Jahren zunehmend die Herz-Kreislauf-Funktionsdiagnostik. Dazu trug insbesondere die Installation einer Gammakamera im Herzkatheterlabor des Instituts für kardiovaskuläre Diagnostik und die Entwicklung der Einzelsondentechnik mit dem Radiokardioskop zur EF-Bestimmung auf intensivtherapeutischen Stationen bei.
1985 wurde eine leistungsfähige tierexperimentelle Abteilung der Klinik für Nuklearmedizin ins Leben gerufen.
1986 verfügte die Klinik für Nuklearmedizin schon über 6 Gammakameras (davon eine SPECT-Kamera). Es wurden sämtliche damals gängige nuklearmedizinische Verfahren, einschließlich exotischer Verfahren wie die Liquor-Ventil-Funktionsdiagnostik, vorgehalten.
1986 wurde die Planung für ein PET-Zentrum an der Charité aufgenommen.
Professor Correns wurde 1987 emeritiert. Auf dem Lehrstuhl folgte Professor Dr. med. Volker Pink, der bis zu seinem Ausscheiden 1992 amtierte.
Von der Wende bis 2009
1993 erhielt Professor Dr. med. Dieter Ludwig Munz (Universität Göttingen) den Ruf auf den Lehrstuhl ("C4-Professur") für Nuklearmedizin an der Charité. Er trat sein Ordinariat 1994 an und war bis Ende Februar 2009 Direktor der Klinik und Hochschulambulanz für Nuklearmedizin.
Neugestaltung der Klinik
Seit dem 1. März 2009 ist Professor Dr. med. Winfried Brenner Direktor der neugeschaffenen standortübergreifenden Klinik für Nuklearmedizin an den Standorten Mitte und Virchow-Klinikum sowie Fachlicher Leiter im Bereich Nuklearmedizin der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an den Standorten Mitte, Virchow-Klinikum und Benjamin Franklin.
Nach dem Medizinstudium in Ulm und der ärztlichen und akademischen Weiterbildung an der Universitätsklinik in Kiel war er Professor für Nuklearmedizin am University of Washington Medical Center in Seattle/USA sowie zuletzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sein wissenschaftliches Interesse ist die präklinische und klinische Nutzung neuer radioaktiver Medikamente für diagnostische und therapeutische Zwecke. Moderne bildgebende Verfahren der Nuklearmedizin wie die Positronenemissionstomographie (PET) sowie die PET/CT, eine Kombination aus PET und Computertomographie (CT), mit Schwerpunkt Onkologie zählen zu seinen Spezialgebieten. Auch auf die Radionuklidtherapie, die beispielsweise bei neuroendokrinen Tumoren eingesetzt wird, ist ein weiterer Arbeitsschwerpunkt. Des Weiteren gilt sein Interesse der quantitativen Bildauswertung und Bildverarbeitung.
Die Klinik gliedert sich in die Bereiche In-vivo-Diagnostik, ambulante und stationäre Therapie. Pro Jahr werden ca. 60 000 nuklearmedizinische Leistungen erbracht, wobei das gesamte diagnostische und therapeutische Spektrum der Nuklearmedizin abgedeckt wird.
Die Ausstattung der Klinik umfasst alle modernen Geräte der Nuklearmedizin. Es werden planare szintigraphische Untersuchungen einschließlich der Ganzkörper-Szintigraphie und des Schnittbildverfahrens SPECT angeboten. Neueste Hybridverfahren wie die SPECT/CT, PET/CT und PET/MRT komplementieren das diagnostische Spektrum. 2005 wurde erstmals ein klinisches PET/CT-Gerät an der Charité installiert, 2016 ein PET/MR-Gerät eingeworben.
Für die tierexperimentelle Forschung wurde 2005 ein Kleintier-PET eingeworben, das 2013 durch ein Kleintier-PET/CT ersetzt wurde und in das neugeschaffene und als Core Facility der Klinik für Nuklearmedizin und der Fakultät betriebene "Berlin Experimental Radionuclide Imaging Center (BERIC)" integriert wurde, in dem neben Kleintier-PET/CT auch ein hochauflösendes SPECT/CT-Gerät sowie ein 3T Kleintier-MRT zur Verfügung stehen.
Die Positronenemissionstomographie ist aktuell als Zentrum eingerichtet mit zwei PET/CT, einem PET/MRT und einem Zyklotron sowie spezieller Radiochemie/-pharmakologie.